Dorotheenstädtische Buchhandlung (Foto Christian Winterstein 2023)
Die Atmosphäre in der bis auf den letzten Platz besetzten Kunststätte Dorothea war erwartungsvoll, als Wilhelm Holthus und ich am Freitag, den 24. November, kurz nach 20:00 Uhr mit unserer dialogisch-szenischen Lesung begannen: „Wer waren Otto und Elise Hampel?“
Die Kunststätte Dorothea ist ein Raum innerhalb der Dorotheenstädtischen Buchhandlung, die Klaus-Peter Rimpel, der Inhaber, für Ausstellungen und Lesungen nutzt. An diesem Freitagabend musste er sogar Stühle dazustellen: Auf ein überraschend großes Interesse war meine Lesung „Wer waren Otto und Elise Hampel?“ gestoßen. Rund 50 Zuhörer und Zuhörerinnen fanden den Weg in die Dorotheenstädtische Buchhandlung beziehungsweise in die Kunststätte Dorothea. Klaus-Peter Rimpel hatte die Lesung hervorragend organisiert. Es war ein recht gemischtes Publikum: Jüngere und Ältere lauschten Wilhelm Holthus, der mit stilsicherer Prägnanz die Passagen aus Hans Falladas Roman „Jeder stirbt für sich allein“ las, und mir, der ich aus den Gestapo-Akten las. Wir schafften es, rund 100 Minuten die Spannung hochzuhalten und dem Publikum die Geschichte des Arbeiterehepaars Hampel, das mit Postkarten und Flugzetteln gegen die Naziherrschaft gekämpft hatte, nahezubringen: ein Stück deutscher Widerstandsgeschichte „von unten“, literarisch verarbeitet von Hans Fallada in „Jeder stirbt für sich allein“. Nach dem letzten gesprochenen Wort war ein Moment Stille und dann brandete großer Applaus auf. Betroffenheit war auch zu spüren und Fragen wurden gestellt, so zum Beispiel zur Entstehungsgeschichte des Romans „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada. Kurz nach 22:00 Uhr jedoch läutete Klaus-Peter Rimpel, der sich schon seine Pfeife angesteckt hatte, mit einem Glöckchen seinen Feierabend ein und damit war die Veranstaltung zu Ende. Die Rückmeldungen, die Wilhelm Holthus und ich noch Tage später bekamen, lauteten: „Meine Frau und ich waren noch lange sehr nachdenklich und sehr dankbar für diesen Abend.“ „Atemberaubend“. „Kunstvoll.“ „Höchst informativ.“ „Einzigartig.“ „Wir sind tief beeindruckt.“
Ein erfolgreicher und wirklich schöner Abend!
Natürlich erreicht man mit einer solchen Lesung in der Regel meistens die Leute, die ohnehin schon engagiert sind in der Erinnerungsarbeit und Position beziehen gegen Rechts; aber auch die brauchen Ansprache, Auseinandersetzung, Inspiration und Ermutigung in einer Zeit, in der, ich glaube, das kann man ohne zu dramatisieren feststellen, unsere demokratischen Verhältnisse zunehmend unter Druck geraten und gefährdet sind.
Hoffentlich können Wilhelm Holthus und ich das Publikum am Donnerstag, den 8. Februar 2024 ab 17:00 Uhr in der Zentralbibliothek Bremen, dem nächsten Ort der Aufführung von „Wer waren Otto und Elise Hampel?“, ebenso erreichen und überzeugen wie an diesem Freitagabend in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung in Berlin-Moabit.
Wilhelm Holthus (links) und Christian Winterstein (rechts) kurz vor Beginn der dialogisch-szenischen Lesung „Wer waren Otto und Elise Hampel?“ in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung/Kunststätte Dorothea (Foto oben) und während der Lesung (Foto unten) (Fotos N. N. 2023)