Beusselstraße – Gestern und Heute

Beusselstraße, Blick vom Beusselberg (Foto Christian Winterstein 2022)

„Beusselstraße – Gestern und Heute“ ist ein Fotoprojekt, das Bilder dieser Berliner Straße aus Vergangenheit und Gegenwart gegenüberstellt. Eine Auswahl von Bildern aus dem Landesarchiv Berlin von der Nachkriegszeit bis in die 1990er-Jahre bildet neben aktuellen Bildern, die ich seit dem Sommer 2022 anfertige, die Grundlage dafür. Dabei zeigt sich, was sich verändert hat, was geblieben ist oder auch, was es so gar nicht mehr gibt.

Die Beusselstraße gehört zum Ortsteil Moabit und hat die Postleitzahl 10553. Vom Norden verläuft sie von der Goerdeler Dammbrücke nach Süden bis fast an die Spree zur Kaiserin-Augusta-Allee.

Der Name der Straße leitet sich von Georg (e) Peter Christian Beussel (1774 – 1864) ab. Er war Gutsbesitzer und Amtmann und wohnte ab den 1830er-Jahren in Alt-Moabit. Er besaß die Gelände beiderseits der Straße, die zwischen 1818 und 1822 angelegt wurde. Ab 1861 wurde sie erstmals im Nachweis der Straßen und Plätze Berlins genannt.

Es gibt einige markante Orte: Der Berliner Großmarkt, dessen Hallen 1958 gebaut wurden, versorgt Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit Obst und Gemüse, Fleischwaren und Blumen. Rund 2500 Menschen arbeiten dort. Über die Beusselstraße hat er Anschluss an die Autobahn 100. Zugang zum Westhafen bekommt man ebenfalls über die Beusselstraße. Der S-Bahnhof Beusselstraße, am 1. Mai 1894 eröffnet, bedient die Ringbahnen S41 und S42. Ebenfalls im nördlichen Bereich, an der Ecke Wiclefstraße, prägt die Reformationskirche das Straßenbild. Ihr Grundstein wurde am 28. September 1905 gelegt. In der südlichen Beusselstraße hat sich mit der Firma Atotech Industrie angesiedelt. Sie stellt Spezialchemikalien her und liefert Anlagen für die Halbleiter-Industrie sowie für die Oberflächenveredelung.

Die Beusselstraße ist eine Hauptverkehrsstraße mit teilweise bis zu vier Fahrspuren. Lastkraftwagen, Busse und Autos durchziehen sie Tag und Nacht, aber auch der Radverkehr nimmt im Straßenbild zu. Die teilweise sechsgeschossigen Häuser stammen aus der Gründerzeit, der Nachkriegszeit und aus den 2000er-Jahren. Sie reichen mit ihren Hinterhöfen bis dicht an die Rostocker Straße und die Waldstraße, die die Parallelstraßen der Beusselstraße bilden.

Die Beusselstraße ist eine Straße des Alltags. In den Supermärkten versorgen sich die Menschen mit dem Lebensnotwendigen. In den Bäckereien, Konditoreien, Imbissen und Friseurläden arbeiten Menschen türkischer und arabischer Herkunft. Es gibt einen Spielwaren- und Fahrradladen, ein Steuerberatungsbüro sowie einen Gas- und Wasserinstallateur. Versicherungen, Handys und gebrauchte Elektronik werden in der Beusselstraße verkauft. Alkoholisches bekommt man in Kneipen, Kioske und Spätis. In einer Shisha Bar chillen junge Leute. Eine günstige Übernachtung finden Durchreisende in einer Pension und einem Hotel. Sein Geld kann man in zwei Wettlokalen loswerden oder beim Juwelier. Neu ist ein Kindergarten, der in einem Neubau integriert ist. Ein Bildungsträger für die Integration in den Arbeitsmarkt, Betreutes Wohnen sowie eine generationsübergreifende Pflegeeinrichtung sind weitere Sozialeinrichtungen. Gibt es auch Kunst? Ja, in einer „Galerie auf Zeit“ in einer ehemaligen Samenhandlung.

Im Gestern zeigt sich das Heute und im Heute das Gestern und Morgen. Und es zeigt sich immer die Veränderung. „Beusselstraße – Gestern und Heute“ will genau das aufzeigen. Das Fotoprojekt wurde als Aktion durch das Programm Sozialer Zusammenhalt (Aktionsfonds) aus Mitteln des Bundes und des Landes Berlin gefördert. Die Ergebnisse der Arbeit werden den Bewohnerinnen und Bewohnern des Beusselkiez in Ausstellungen vor Ort gezeigt. Dies bietet die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem Kiez und fördert den Zusammenhalt.

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Mit Hans Fallada auf den Spuren von Otto und Elise Hampel

Gedenkstele für Otto und Elise Hampel (Foto Christian Winterstein 2019)

Gedenkstele für Otto und Elise Hampel am Rathaus Wedding (Foto Christian Winterstein 2019)

Ein Stadtspaziergang, der zu den Adressen führt, an denen das Arbeiterehepaar Hampel zwischen 1940 und 1942 seine selbstverfassten Postkarten und Flugblätter gegen das Nazi-Regime ablegte: Müllerstraße, Nazarethkirchstraße, Turiner Straße, Amsterdamer Straße und Brüsseler Straße. Wie sah es rund um die Müllerstraße in den vierziger Jahren aus? Wer wohnte dort? Eine Zeitzeugin, die die Hampels kannte, kommt zu Wort. Was stand in den Widerstandsschriften? Ich zitiere Dokumente aus der überlieferten Gestapo- und Nazijustiz-Akte und lese Textpassagen aus Jeder stirbt für sich allein. In diesem Roman, der 1947 erschien, verarbeitete Hans Fallada das Schicksal der Hampels literarisch. Der Spaziergang beginnt in der Schiller-Bibliothek. Er endet an der Gedenkstele für die Hampels am Rathaus Wedding. Was können wir von den Hampels lernen? lautet die abschließende Frage.

Der Stadtspaziergang hat das Ziel, die Erinnerung an Otto und Elise Hampel wachzuhalten und ihre Geschichte an alle, die sich für sie interessieren, insbesondere junge Menschen, weiterzugeben.

Die Gesamtdauer der Veranstaltung beträgt gut 90 Minuten. Der Spaziergang hat eine Länge von zwei Kilometern, umfasst 12 Stationen und ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu bewältigen.

Wer war Hans Fallada? Eine Lesung

Ausweisfoto Hans Fallada 1945 (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

Ausweisfoto Hans Fallada 1946 (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

Die fünfundvierzigminütige Lesung berichtet vom Leben und Werk des deutschen Erzählers Hans Fallada (1893 – 1947). Eingestreut lese ich Passagen aus Der junge Goedeschal (1920), Anton und Gerda (1923), Kleiner Mann – was nun? (1932), Wer einmal aus dem Blechnapf frißt (1934) und Der Trinker (posthum 1950 erschienen).

Wer waren Otto und Elise Hampel? – eine dialogisch-szenische Lesung für zwei Sprecher

Ausschnitt einer fotografischen Reproduktion eines überlieferten Hampel-Flugzettels (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

Ausschnitt einer fotografischen Reproduktion eines überlieferten Hampel-Flugzettels (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

„Wer waren Otto und Elise Hampel? – eine dialogisch-szenische Lesung für zwei Sprecher“ beleuchtet die Berliner Widerstandskämpfer und ihren Kampf gegen die Nazi-Herrschaft aus der Perspektive der überlieferten Gestapo- und Nazijustizakten und aus der Perspektive der literarischen Verarbeitung ihres Schicksals im Roman Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada (posthum 1947 erschienen). Die Entstehungsgeschichte des Romans, Textpassagen aus Jeder stirbt für sich allein, Form und Inhalt der Widerstandsschriften sowie die Frage, was können wir heute von den Hampels lernen, stehen im Mittelpunkt der Lesung. Sie vermittelt ein differenziertes Bild des Arbeiterehepaars und der Zeit, in der es lebte. Die Lesung resultiert aus der Arbeit an dem Ausstellungsprojekt „Otto und Elise Hampel – Karte bitte wandern lassen!“, das seit 2015 durch die Bildungs-, Kultur- und Museumslandschaft wandert: so unter anderem im Hans-Fallada-Museum in Carwitz.

Kommunikation auf Mauern – Zeichen, Parolen und Bilder in der Bremer Bahnhofsvorstadt

Losung: 1917 - 2017 Revolution statt Krieg (Foto Christian Winterstein 2017)

Losung: 1917 – 2017 Revolution statt Krieg (Foto Christian Winterstein 2017)

Das Eigenwillige, Widerständige, Provozierende, Irritierende und Politische an Graffitis interessiert mich. Gibt es solche in der Bremer Bahnhofsvorstadt? An einem Ort, der zunehmend seine Schmuddelecken verliert und architektonisch durchgestylt wird? Vor allen Dingen ist die Bremer Bahnhofsvorstadt ein Konsumbezirk, der von Zeichen der Werbung vereinnahmt wird. Proben die tags hiergegen den Aufstand und entfalten ihr subversives Potenzial im Sinne eines „Anti-Diskurses“ (Jean Baudrillard 1978: Kool Killers oder der Aufstand der Zeichen)? Stellen sie die öffentliche Ordnung (der Zeichen) infrage? Wie steht es mit Street-Art und „künstlerischen Graffitis“ wie den Wandbildern? Gibt es sie in der Bremer Bahnhofsvorstadt? Passen sie sich dem beliebigen und langweiligen Design der Stadt an, indem sie in die konventionelle Zeichen- und Bildsprache von Politik, Kunst und Kommerz aufgehen, oder bewahren sie sich ihren gesellschaftskritischen, widerborstigen, bissigen und sarkastischen Protest?

Lassen sich Prozesse der Kommunikation zwischen einzelnen Graffiti-Aufträgen und zwischen Graffiti-Aufträgen und der Umgebung identifizieren? Falls zutreffend, welche Formen politischer Kommunikation auf den Häuser- und Toilettenwänden der Bahnhofsvorstadt kann man ablesen?

Durchstreifen wir also die Bremer Bahnhofsvorstadt – mit Notizblock, Bleistift und Fotokamera!

Ein mehrjähriges Ausstellungs- und Buchprojekt.

Berlin kaputt – Polit-Parolen von 1945 bis 1946

Foto: Landesarchiv Berlin, F_Rep_290_0006258/Fotograf Otto Martens

(Foto : Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 00006258/Fotograf : Otto Martens)

Ein Ausstellungsprojekt über politische Parolen in Berlin von 1945 bis 1946. Diese waren in den zerstörten Straßen auf Tafeln und Häuserwänden angebracht. Sie weisen einen spezifisch propagandistischen Charakter auf. Die zerstörte Stadtlandschaft umrahmt dies eindrucksvoll. Die Parolen fordern zum Durchhalten auf, sie warnen, erinnern, mahnen, belehren, werben für eine politische Richtung und wollen offensichtlich eine erzieherische Wirkung erzielen. Sie dokumentieren einen dramatischen Übergang von der Schlacht um Berlin 1945 bis zur ersten Nachkriegswahl 1946.

Otto und Elise Hampel – Karte bitte wandern lassen!

Profilfotografien von Otto und Elise Hampel in der Galerie vom Kulturverein Feldberger Land e.V. (Foto Christian Winterstein 2019)

Profilfotografien von Otto und Elise Hampel in der Galerie vom Kulturverein Feldberger Land e. V. (Foto Christian Winterstein 2019)

Ein unscheinbares Arbeiterehepaar aus Berlin legte zwischen 1940 und 1942 in Treppenhäusern und Briefkästen Postkarten und Flugzettel ab, in denen es zur Beseitigung des Nazi-Regimes und zur Beendigung des Krieges aufrief. Otto und Elise Hampel wurden bei einer Kartenablage beobachtet, denunziert und 1943 mit dem Fallbeil hingerichtet. War ihr Widerstand umsonst? Was können wir von ihnen lernen? Eine Wanderausstellung, die fotografische Reproduktionen der überlieferten Untergrundschriften in den Mittelpunkt stellt, diese zeitgeschichtlich einordnet und den Widerstand der Hampels würdigt.

Seit 2018 schicken Christian Winterstein Kulturarbeit und die Hans-Fallada-Gesellschaft e. V. die Ausstellung gemeinsam auf Wanderschaft.

https://fallada.de

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Neukölln-Graffiti – Parolen aus einem Berliner Kiez

Losung "NEUKÖLLN BLEIBT DRECKIG" (Foto Christian Winterstein 2013)

Losung „NEUKÖLLN BLEIBT DRECKIG“ (Foto Christian Winterstein 2013)

Eine Fotodokumentation, die eine Sammlung von Schriftzügen und Zeichen mit politischem Inhalt – Polit-Graffiti – sowie Äußerungen der Parolenschreiber zum Leben und zur Welt zum Gegenstand hat. Die Aufnahmen stammen aus Nord-Neukölln aus dem Zeitraum zwischen September und Dezember 2013. Neukölln hat schöne und hässliche Ecken. In ihm leben schöne und hässliche Menschen. Seine Mauern tragen schöne und hässliche Parolen – die zum Nachdenken anregen, provozieren und der Gesellschaft den Spiegel vorhalten.  In der Fotodokumentation sind sie nach Themen-Schwerpunkten geordnet.

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