„Alles in meinem Leben endet in einem Buch“ – Hans Fallada in Moabit

Gerickesteg (Foto Christian Winterstein 2024)*

Im Januar 1930 zogen Hans Fallada und seine Frau Anna von Neumünster nach Berlin. In Alt-Moabit fanden sie in der Calvinstraße Unterkunft in zwei möblierten Zimmern. Ab dem Zeitpunkt arbeitete Fallada wieder an einem Roman und legte den Grundstein für sein literarisches Werk als Autor der Neuen Sachlichkeit. Und in seinem Leben änderte sich noch mehr: Falladas erster Sohn Ulrich wurde in Moabit geboren. Ich lese aus Briefen und Romanen Falladas und zeige Fotografien. Aus unterschiedlichen Quellen wie zum Beispiel dem Hans-Fallada-Archiv Carwitz oder dem Landesarchiv Berlin entsteht eine beeindruckende und spannende Erzählung über einen kleinen, aber bedeutungsvollen Ausschnitt aus dem Leben Falladas, die den Schriftsteller greif- und nahbar werden lässt. Das Krankenhaus Moabit, der Kleine Tiergarten oder die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche: „Alles in meinem Leben endet in einem Buch“, so Hans Fallada.

Die Premiere der Lesung findet statt am Dienstag, den 25. Juni 2024 von 17:00 bis 18:00 Uhr in der Dependance des Mitte Museums im Rathaus Tiergarten, 2. Etage, Raum 234, Mathilde-Jacob-Platz 1 in 10551 Berlin (Buslinien 101, 123 und M27; U-Bahn U9).

*Der Gerickesteg, auch Bellevuesteg genannt, war 1930 Teil des täglichen Arbeitsweges Falladas zum Rowohlt-Verlag, in dem er als Leiter der Rezensionsabteilung beschäftigt war.

Lesung in der Schiller-Bibliothek – ein würdevolles Gedenken!

Gedenkstele für Otto und Elise Hampel (Foto Christian Winterstein 2019)

Gedenkstele für Otto und Elise Hampel, Müllerstraße 147 in Berlin-Wedding (Foto Christian Winterstein 2019)

Rund 40 Menschen hatten sich am frühen Abend an der Gedenkstele für Otto und Elise Hampel versammelt. Vor 81 Jahren, am 8. April 1943, wurde das Arbeiterehepaar, das sich in Postkarten und Flugzetteln gegen Diktatur und Krieg ausgesprochen hatte, vom nationalsozialistischen Staat in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet. Nathan Friedenberg vom Mitte-Museum Berlin ging näher auf die Gedenkstele ein, die sowohl Informationen zur Widerstandsaktion der Hampels enthält als auch zu deren literarischen Verarbeitung in Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein (posthum 1947 erschienen).

Die Gedenkstele wurde am 21. Juli 2018, Falladas 125. Geburtstag, eingeweiht. Gestaltet wurde sie von der deutschen Installationskünstlerin Ingeborg Lockemann. Auf der Vorderseite steht ein Schriftzug mit einem Auszug aus einer der Widerstandsschriften der Hampels: Wache auf! Wir müssen uns von der Hitlerei befreien! 2020 wurde die Gedenkstele zerstört, anschließend aber wieder aufgerichtet. Seitdem wird sie immer wieder mit Hakenkreuzen beschmiert.

In der anschließenden dialogisch-szenischen Lesung Wer waren Otto und Elise Hampel? in der Schiller-Bibliothek konnten Wilhelm Holthus und ich die Informationen auf der Gedenkstele vertiefen mit unserer Gegenüberstellung der Gestapo- und Nazijustizakten zum Fall Hampel und der literarischen Verarbeitung der Widerstandsaktion durch Falladas Jeder stirbt für sich allein. Nach der Lesung war noch Zeit für Nachfragen, die das Publikum interessiert nutzte.

Das nachstehende Foto zeigt meinen Mitleser Wilhelm Holthus (links) und mich (rechts) bei der Vorbereitung der Lesung in der Schiller-Bibliothek. Es stammt von Frauke Raue, die für die Öffentlichkeitsarbeit in der Schiller-Bibliothek zuständig ist.