Wer waren Otto und Elise Hampel? Ein schöner Auftakt der Carwitzer Lesestunde im Hans-Fallada-Museum.

Zeitungsartikel vom Nord-Kurier vom 8. Mai 2025.

Nord-Kurier vom 8. Mai 2025

Meine dialogisch-szenische Lesung „Wer waren Otto und Elise Hampel?“ war der Auftakt der zweiwöchentlich stattfindenden Veranstaltungsreihe „freitags bei fallada“ im Scheunensaal des Hans-Fallada-Museums. 20 Gäste kamen, was für den Anfang der Reihe in der Frühsaison nicht schlecht ist. Zwei Touristen aus Bielefeld interessierten sich für eine Präsentation der Ausstellung „Otto und Elise Hampel – Karte bitte wandern lassen!“ in ihrer Kirchengemeinde. Es ist immer wieder schön, diese Kontakte herzustellen.

Wer waren Otto und Elise Hampel? – dialogisch-szenische Lesung mit Christian Winterstein und Wilhelm Holthus im Hans-Fallada-Museum

Ausschnitt einer fotografischen Reproduktion eines überlieferten Hampel-Flugzettels (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

Ausschnitt einer fotografischen Reproduktion eines überlieferten Hampel-Flugzettels (Foto vom Foto Christian Winterstein 2018)

Über die Menschen des Arbeiterwiderstands im Nationalsozialismus beziehungsweise des »Widerstands von unten« ist wenig bekannt. Eine Ausnahme bilden Otto und Elise Hampel. Über ihre Widerstandsaktivitäten gibt es sowohl Gestapo- und Nazijustizakten als auch deren literarische Verarbeitung durch Hans Fallada in seinem 1947 posthum erschienenen Roman »Jeder stirbt für sich allein«.

Wilhelm Holthus und ich lesen im Rahmen der Veranstaltungsreihe »freitags bei fallada« im Hans-Fallada-Museum in Carwitz (Feldberger Seenlandschaft) Auszüge aus den Nazijustizakten zum Fall Hampel als auch Textpassagen aus Falladas Roman. Das dialogische Prinzip der Gegenüberstellung der historischen Dokumente mit den Romanpassagen schafft dabei einen informativen und spannungsreichen Zugang zum Fall. Beide Zugriffsweisen ergänzen sich: Wo die Akten keine oder nur sehr spärliche Informationen liefern, füllt Fallada bestehende Leerstellen mit seinen schriftstellerischen Mitteln. Dabei gelingt es ihm sehr überzeugend, ein Sittenbild der Gesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus zu zeichnen. Es gibt sowohl Übereinstimmungen als auch Abweichungen zwischen den historisch belegten Fakten und der literarischen Verarbeitung.

Angesichts zunehmender nationalistischer und rechtsextremer Tendenzen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit dem »Fall Hampel« nicht zuletzt auch die Frage, welche Ermutigung von deren Widerstandsaktivitäten für uns heute ausgehen kann.

https://fallada.de/freitags/

Hans-Fallada-Museum, Zum Bohnenwerder 2, OT Carwitz, 17258 Feldberger Seenlandschaft: »freitags bei fallada«, Freitag, den 9. Mai, 20:00 Uhr.